Im Rahmen der IBA 2027 entsteht in der Gemeinde Kernen ein ganz besonderes Wohnquartier. Die als Hangweide bekannte Fläche wird in Zukunft nicht nur zwei Ortsteile verbinden. Sie steht auch für ein Jahrhundertprojekt, das Menschen zusammenbringt.
Durch eine autoarme Dorfpromenade und öffentliche Einrichtungen im Quartierszentrum entsteht ein Ort des Miteinanders. Ein Raum für Leben und Mobilität, attraktiv und grün, vielfältig nutzbar.
Auf dem Areal der Hangweide entsteht ein urbanes Wohnquartier, das in vielen Aspekten zukunftsweisend ist. Das Projekt ist nicht nur das Verbindungselement zwischen den Ortsteilen Stetten und Rommelshausen, sondern weist den Weg zu nachhaltigen Wohn- und Lebenräumen.
Wo liegt das Gelände der Hangweide?
Das knapp acht Hektar große Gelände liegt auf der Gemarkung der Gemeinde Kernen im Remstal. Es bildet das Bindeglied zwischen den beiden bisherigen Ortsteilen Rommelshausen und Stetten.
Was entsteht auf der Hangweide?
Das Areal soll im Zuge seiner Entwicklung die beiden Ortsteile Rommelshausen und Stetten räumlich und funktional verbinden. Entstehen soll ein zukunftsweisendes und nachhaltiges Wohnquartier mit ergänzenden gewerblichen und öffentlichen Nutzungen für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen. Das Quartier soll Pilotcharakter für weitere Wohnbauprojekte in der Region haben.
Leitbild des „urbanen Dorfes“ als Ziel
Das Konzept sieht als Leitbild ein dicht bebautes urbanes Dorf vor, also eine Kombination aus städtischem (urbanen) und dörflichen Leben mit unterschiedlichen Wohnformen und Eigentumsverhältnissen. Das Leitbild baut auf zwei Säulen auf: dem städtebaulichen Aspekt mit klassischen Elementen eines Dorfes (Dorfplatz etc.), verknüpft mit einem modernen Quartiersmanagement. Ziel ist es, ein Modell für ein neues solidarisches und gemeinschaftliches Zusammenleben im urbanen Raum zu entwickeln.
Wer soll in Zukunft auf der Hangweide wohnen?
Im Fokus steht die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für alle sozialen Bevölkerungsgruppen und Altersbereiche: So sind auf der neuen Hangweide ca. 650 Wohnungen geplant – etwa 17,5 Prozent davon als geförderter Wohnraum.
Zusätzlich arbeiten wir an Ideen, um neue und zeitgemäße Wohnformen vor Ort zu schaffen. Auch genossenschaftliche Modelle sollen umgesetzt werden.
Welche Gebäude- und Wohnformen wird es geben?
Welche Wohnformen es auf der Hangweide geben wird und wie sich diese insgesamt verteilen, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht im Detail fest. Fest steht, dass es mehrgeschossige Gebäude sein werden – primär mit Flachdach und Photovoltaiknutzung.
Werden auch Ein- oder Zweifamilienhäuser gebaut?
Nein, es wird keine Einfamilien- oder Zweifamilienhäuser (individueller Wohnungsbau) auf der Hangweide geben, sondern ausschließlich Mehrfamilienhäuser.
Wie sieht das Nutzungskonzept auf dem Gelände aus?
Das Quartier soll attraktiven Wohn-, Arbeits- und Lebensraum bieten. Bei der Entwicklung des Quartiers legen wir großen Wert auf die Bedarfe aller Altersstrukturen, auch jene der älteren Generation oder auch von Menschen mit Behinderungen. Die zielgruppenorientierten Ansprüche an das Wohnumfeld (zentral, kindgerecht, naturnah, barrierefrei, bezahlbar etc.) sollen etabliert und gefördert werden.
Welche Einrichtungen und Läden soll es geben?
Sicher ist, dass es eine mehrgruppige Kindertagesstätte auf dem Gelände geben wird. Weitere öffentliche Nutzungen werden derzeit geprüft. Welche Ladengeschäfte/Dienstleistungen sich an der Quartierspromenade ansiedeln steht derzeit noch nicht fest.
Welche Fortbewegungsmittel sollen vor Ort genutzt werden?
Auf der Hangweide soll neue Mobilität gelebt werden. Es ist ein autoarmes Quartier geplant, das durch viel Fuß- und Radverkehr und neue Formen des „public transport“ auf den öffentlichen Flächen geprägt sein wird. Ein Mobilitätskonzept für alle Verkehrsarten, mit neuen Angeboten wie z.B. zwei Mobility-Hubs mit Parkraummanagement und Sharing-Lösungen etc. wird für das Quartier erarbeitet. Mobil sein mit dem guten Gefühl, kein eigenes Auto zu benötigen – das ist das Ziel.
Wo ist Parken auf dem Gelände möglich?
Die Parkierung soll sich in erster Linie in zwei sogenannten Mobility-Hubs (Parkhäuser) konzentrieren, die jeweils am Gebietsrand errichtet werden. Pro Wohneinheit wird hier ein Pkw- Stellplatz vorgesehen. In einzelnen Baufeldern ist die Errichtung von Tiefgaragen möglich. Ein flächen-deckender Bau von Tiefgaragen unter den Wohngebäuden ist nicht vorgesehen.
Ab wann kann man auf der Hangweide wohnen?
Derzeit wird nach Abschluss des städtebaulichen Wettbewerbs auf Grundlage des Siegerentwurfs ein Bebauungsplan erstellt. Nach dessen Fertigstellung folgt die Erschließungsplanung. Danach kann mit der Planung der ersten Gebäude im Rahmen kleiner Wettbewerbe (sogenannte Konzeptvergaben) begonnen werden. Gemäß dem derzeitigen Projekt-terminplan ist der Baubeginn erster Gebäude für den Zeitraum ab Ende 2024/2025 geplant, so dass eine Fertigstellung dieser ersten Gebäude und der Einzug der ersten Bewohner:innen für das Jahr 2027 vorgesehen ist.
Wann beginnt die Vermietung/der Verkauf?
Aktuell ist es noch zu früh, einen genauen Termin zu nennen, wann die Vermarktung der einzelnen Wohnungen beginnt. Sobald es soweit ist, werden wir selbstverständlich darüber informieren. Ziel ist es, dass 2027 erste Bewohner:innen in die neue Hangweide einziehen können.
Gibt es schon Bewerberlisten für Interessenten?
Grundsätzlich werden sowohl Eigentums- als auch Mietwohnungen für verschiedene Bevölkerungs- und Einkommensgruppen auf dem Areal konzipiert. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass zu diesem frühen Projektstadium noch keine weitere Detaillierung (Wohnungsgrößen, Wohnungsgrundrisse etc.) vorliegt, die wir Ihnen zur Verfügung stellen können. Sofern Sie eine unverbindliche Hinterlegung als Interessent:in wünschen bitten wir um entsprechende Nachricht an hangweide@kreisbaugruppe.de. Sobald die Vermarktungsaktivitäten beginnen werden sich die zuständigen Mitarbeiter:innen wieder mit Ihnen in Verbindung setzen.
Wann wird der Baubeginn für die ersten Gebäude sein und wo werden diese Gebäude stehen?
Geplant ist, dass ab Ende 2024/2025 erste Gebäude in der Quartiersmitte errichtet werden.
Bleibt der Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs so wie er ist bestehen oder verändert er sich noch?
Wie bei den meisten Wettbewerben wird auch der Hangweide-Siegerentwurf weiter verfeinert und an der ein oder anderen Stelle überarbeitet. So werden beispielsweise Gebäudeformen und Fragen zu Verschattungen im Detail geklärt. Auch Mobilitäts- und Energiekonzepte, die im Wettbewerbsverfahren noch nicht im Detail berücksichtigt werden konnten, spielen eine Rolle.
Wie sieht es mit der Wohndichte im neuen Quartier aus?
Ziel ist es, rund 650 Wohnungen zu realisieren. Dieser Wohnraum wird in der Region dringend benötigt. Zugleich wollen wir vor Ort qualitätsvolle Grün- und Freiflächen schaffen. Daher ist eine gewisse Wohndichte notwendig. Bereits in der Bürgerbeteiligung 2018 wurden erste Überlegungen gemacht, welche Dichte verträglich sein wird. Aus diesen Überlegungen heraus wurde das Ziel von rund 650 Wohnungen sowie einem Verhältnis von Wohnbauflächen und sonstiger Nutzung (Verkehrsflächen, Grün- und Freiflächen) im Verhältnis von ca. 75:25 Prozent formuliert.
Wie viele Menschen werden im neuen Quartier leben?
Bei rund 650 Wohneinheiten wird mit etwa 1.300 Bewohner:innen gerechnet.
Wie lief der städtebauliche Wettbewerb ab?
Der internationale offene Wettbewerb ist 2020 erfolgt. In der ersten Phase wurde die Entwicklung eines tragfähigen Konzepts für die Grundstruktur des Quartiers im Hinblick auf die städtebauliche Gestaltung und Erschließung gefordert. In einer zweiten Phase wurden die städtebaulichen und funktionalen Konzepte weiterentwickelt und detailliert ausgearbeitet.
Acht Planergemeinschaften, bestehend aus Architekten/Stadtplanern und Landschaftsplanern aus ganz Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden, darunter auch eine studentische Gemeinschaft, haben sich daran beteiligt. Ende Oktober 2020 wählte das Preisgericht einstimmig den Entwurf des Büros UTA Architekten und Stadtplaner (Stuttgart) mit SIMA | BREER Landschaftsarchitektur (Winterthur) zum Sieger. Mehr Infos zum Entwurf finden Sie hier. In die Auslobung gingen auch die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung, die im Jahr 2018 erfolgt ist, ein. Zudem nahmen zwei Bürgervertreter:innen der Preisgerichtssitzung teil und brachten sich aktiv in die Diskussionen ein.
Insgesamt setze sich die Jury aus Fachpreisrichter:innen, also z.B. Architekt:innen, und Sachpreisrichter:innen zusammen. Hierzu zählten u.a. Vertreter:innen der Gemeinde Kernen, der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung KE, der Kreisbaugruppe Waiblingen und des Kernener Gemeinderats.
Welche Rolle spielt die Bürgerbeteiligung im Projekt?
Seit Anfang 2018 wird die Bürgerschaft intensiv in den Prozess eingebunden. Der Fokus lag im Jahr 2018 und 2019 darin, gemeinsam Ziele für die zukünftige Hangweide zu erarbeiten, die in die Ausschreibung des Realisierungswettbewerbes eingingen. In mehreren Workshops haben sich die Teilnehmenden intensiv mit sozio-kulturellen, mit ökologischen oder ökonomische Fragen befasst. Am Ende wurden gemeinsam Empfehlungen an den Gemeinderat formuliert und mit diesem und Verwaltungsmitarbeitenden diskutiert.
Auch in Zukunft wollen wir Interessierte mit verschiedenen Dialogformen einbinden und mit ihnen in Kontakt treten.
Was sind die nächsten Schritte im Verfahren?
Beim einem solch großen Projekt wie dem Zukunftsprojekt Hangweide sind zahlreiche Vorarbeiten und viele formelle Abläufe einzuhalten. Welche dies sind und welche Beschlüsse notwendig sind, erklären wir bald in der Roadmap zum Projekt. Bei der Umsetzung arbeiten Vertreter:innen der Projektgemeinschaft, bestehend aus der Gemeinde Kernen, der Kommunalentwicklung KE und der Kreisbaugruppe, eng mit der IBA`27 zusammen. Auch die Bürger:innen sind weiterhin in den Prozess eingebunden.
Welche Rolle spielt die IBA`27?
2027 findet in der Region Stuttgart die Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA `27) statt. Das „Zukunftsprojekt Hangweide“ wurde 2021 zum offiziellen IBA`27-Projekt ernannt. Durch diese Auszeichnung profitiert das Projekt vom Input der Expert:innen der IBA`27 und vom Austausch mit anderen IBA`27-Projekten. Zudem ist es ein weiterer Ansporn, den hohen Erwartungen gerecht zu werden und einen innovativen Stadtbaustein für die Bürgerschaft zu gestalten.
Im Vordergrund steht bei der IBA`27 vor allem die Frage, wie Menschen in der Region Stuttgart künftig leben, wohnen und arbeiten werden. Mithilfe innovativer Projekte soll im Präsentationsjahr 2027 der Mehrwert neuer Wohnansätze und nachhaltiger Bauweisen für Umwelt und Gesellschaft sichtbar werden und anderen Städten als Vorbild dienen.
Stand: März 2022
Wie wurde das Areal bisher genutzt?
Die Geschichte der ursprünglichen Nutzung reicht zurück bis ins Jahr 1865 (Ölmühle). In den 1930er Jahren wurden erste Gebäude auf dem Gelände (damals im Eigentum der Diakonie Stetten) als Behinderteneinrichtung genutzt. 1954 erfolgte ein Architekturwettbewerb zur Neugestaltung des Areals. Nachfolgend entstanden 1958 acht neue Pflegehäuser, ein Gemeinschaftshaus und Mitarbeiterhäuser durch die Diakonie Stetten.
2017 wurde die Einrichtung der Diakonie endgültig geschlossen. 2020 ging das Gelände in das Eigentum der neuen Projektgemeinschaft über.
Welche Partner bilden die Projektgemeinschaft?
Im Jahr 2019 erwarben die Projektpartner – Gemeinde Kernen im Remstal, Kreisbaugesellschaft Waiblingen mbH und die LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH – das knapp acht Hektar große Hangweide-Gelände mit dem Ziel, gemeinsam ein zukunftsweisendes Wohnquartier zu entwickeln. Im weiteren Verlauf des Jahres schlossen sich die drei Partner zur Projektgemeinschaft Hangweide GbR zusammen.
Der Rems-Murr-Kreis unterstützt als Hauptgesellschafter der Kreisbaugesellschaft Waiblingen mbH das Projekt.